Joseph Campbells bahnbrechendes Werk „Der Heros in tausend Gestalten“ ist eine zum Nachdenken anregende Untersuchung der universellen Muster, die in mythologischen Erzählungen in verschiedenen Kulturen zu finden sind. Campbell argumentiert, dass diese Mythen häufig eine grundlegende Struktur teilen, die er „Monomythos“ oder „Heldenreise“ nennt.

Das Buch ist ein wichtiger akademischer Text, der das moderne Geschichtenerzählen, insbesondere in Hollywood, stark beeinflusst hat. Campbells Ideen wurden auf alles angewendet, vom Drehbuchschreiben bis zur vergleichenden Mythologie. Das Konzept der Heldenreise wird auch heute noch von Künstlern und Intellektuellen untersucht und genutzt.

Das Buch ist jedoch nicht ohne Mängel. Einige seiner Ideen, wie etwa die darin enthaltenen Freudschen und Jungschen Konzepte, sind veraltet.

Darüber hinaus kann Campbell sich der Rosinenpickerei schuldig machen, um Mythen in seine monomythische Struktur zu integrieren, selbst wenn dies bedeutet, dass er widersprüchliche Beweise übersieht. Er scheint sich zuerst für seine Theorien entschieden zu haben und dann versucht zu haben, die mythologischen Beweise seinen Ansichten anzupassen. Dieser Bestätigungsfehler schwächt seine Argumente insgesamt.

Trotz dieser Mängel bleibt „Der Heros in tausend Gestalten“ ein einflussreiches Werk, das für jeden lesenswert ist, der sich für Mythologie, Geschichtenerzählen oder vergleichende Religionswissenschaft interessiert. Campbells Ideen sollten zwar nicht als Evangelium betrachtet werden, aber das Buch bietet einen nützlichen Rahmen für die Analyse mythischer Strukturen und Archetypen. Im Kern greift der Monomythos etwas Mächtiges und Resonanzreiches in der menschlichen Erfahrung auf. Aus diesem Grund ist Campbells Werk auch über 70 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch relevant. Gehen Sie einfach mit kritischem Blick an das Werk heran.

Philip Lufolk