EH Gombrichs „The Story of Art“, ein wegweisender Text der Kunstgeschichte, bietet den Lesern eine umfassende und spannende Reise durch die künstlerische Entwicklung von der Vorgeschichte bis zur Moderne. Das 1950 erstmals veröffentlichte Buch wurde über acht Millionen Mal verkauft und in mehr als 30 Sprachen übersetzt, was seinen Status als grundlegender Text für Kunstliebhaber und Wissenschaftler gleichermaßen festigt.
Stärken
Narrativer Ansatz
Gombrichs bemerkenswerteste Leistung besteht darin, Kunstgeschichte von einem trockenen akademischen Thema in eine fesselnde Erzählung zu verwandeln. Er verknüpft künstlerische Strömungen miteinander und zeigt, wie sich Kunst in kulturellen, sozialen und historischen Kontexten entwickelt. Sein Schreibstil ist umgangssprachlich und zugänglich und macht komplexe künstlerische Konzepte für Leser aller Herkunft verständlich.
Kontextuelles Verständnis
Die größte Stärke des Buches liegt in seiner Betonung der sozialen und kulturellen Kontexte der Kunst. Gombrich argumentiert, dass Kunst nicht isoliert entsteht, sondern stark vom politischen, religiösen und philosophischen Umfeld ihrer Zeit beeinflusst wird. Er ermutigt die Leser, Kunstwerke als Ausdruck menschlicher Erfahrung und nicht als bloße ästhetische Objekte zu betrachten.
Kritische Perspektiven
Eurozentrische Einschränkungen
Trotz seines umfassenden Ansatzes weist das Buch erhebliche Einschränkungen auf. Viele Kritiker weisen auf seine stark eurozentrische Perspektive hin, mit minimaler Darstellung internationaler und nicht-westlicher künstlerischer Traditionen. Insbesondere die ersten Kapitel enthalten weitreichende Verallgemeinerungen über „primitive“ Kunst, die die moderne Wissenschaft als problematisch erachten würde.
Herausforderungen der zeitgenössischen Kunst
Gombrichs Behandlung zeitgenössischer Kunst wurde als kurz und gelegentlich abweisend kritisiert. Kunsthistoriker wie Bradford R. Collins haben festgestellt, dass den späteren Kapiteln des Buches die Tiefe und Nuance der historischen Abschnitte fehlt. Berichten zufolge war Gombrich selbst mit modernen Kunstbewegungen nicht ganz zufrieden.
Wissenschaftliche und persönliche Auswirkungen
Pädagogischer Wert
Trotz seiner Einschränkungen bleibt „The Story of Art“ eine unschätzbar wertvolle Bildungsressource. Professoren der Kunstgeschichte loben seine Fähigkeit, komplexe Konzepte auf ansprechende Weise zu vermitteln. Die zahlreichen Abbildungen des Buches und Gombrichs Engagement, nur Werke zu besprechen, die er zeigen kann, machen es zu einem umfassenden Lernerlebnis.
Philosophische Einsichten
Gombrich bietet tiefgreifende Einblicke in die künstlerische Entwicklung. Er betont, dass Kunst kein linearer Fortschritt technischer Fähigkeiten ist, sondern ein kontinuierlicher Dialog sich verändernder Ideen und kultureller Anforderungen. Diese Perspektive regt die Leser dazu an, kritisch über den künstlerischen Ausdruck nachzudenken.
Empfehlung
Ein nuanciertes Wesentliches
Obwohl „The Story of Art“ nicht ohne Mängel ist, bleibt es eine unverzichtbare Lektüre für jeden, der sich für Kunstgeschichte interessiert. Die Leser sollten es mit kritischem Geist betrachten und seinen historischen Kontext und seine Grenzen verstehen. Es eignet sich am besten als Einführungstext, der einen breiten, zusammenhängenden Überblick über die künstlerische Entwicklung bietet.
„Ein Bild mit frischen Augen zu betrachten und eine Entdeckungsreise hinein zu wagen, ist eine weitaus schwierigere, aber auch viel lohnendere Aufgabe.“ – EH Gombrich.
Endgültiges Urteil: Empfehlenswert, mit der Einschränkung, es durch zeitgenössischere und vielfältigere kunstgeschichtliche Quellen zu ergänzen.